suche
suchen
schließen

Neue Interessenvertreter für Oberösterreichs Tourismuswirtschaft

Die Fachgruppen Gastronomie und Hotellerie der WKO Oberösterreich haben Ende März mit Gerold Royda und Michael Nell ihre neuen Obmänner für die Funktionsperiode bis 2030 bestellt.

Als Sprecher für Oberösterreichs Wirte vertritt Gerold Royda künftig die Interessen von rund 6.000 Gastronomiebetrieben in Oberösterreich, Michael Nell ist für die Vertretung der rund 1.150 Hotelleriebetriebe im Bundesland verantwortlich. Wir stellen die beiden obersten Branchenvertreter der oberösterreichischen Tourismuswirtschaft vor und bitten sie zum Kurzinterview.

Ihre neue Funktionsperiode dauert bis 2030, das ist auch der Umsetzungszeitraum für die aktuelle Landes-Tourismusstrategie. Wo sehen Sie Ihre Schwerpunkte und Handlungsfelder in der Umsetzung der Landes-Tourismusstrategie 2030?

Gerold Royda und Michael Nell: Die Gastronomie und Hotellerie befinden sich in einem herausfordernden wirtschaftlichen Umfeld, und das, obwohl sich die Buchungszahlen in den letzten Jahren sehr positiv entwickelten und auch die Prognosen für die nächsten Monate durchaus erfolgsversprechend sind.

Bei all diesen erfreulichen Nachrichten dürfen wir aber nicht übersehen, dass sich aufgrund steigender Kosten, die nicht vollständig an die Gäste weitergegeben werden können, die Deckungsbeiträge und Betriebsergebnisse bei weitem nicht so positiv entwickeln. Hier braucht es gezielte Maßnahmen. Darüber hinaus wird der Arbeitskräftemangel auch zukünftig ein wesentliches Problemfeld sein und bleiben.

Auf Basis der Landes-Tourismusstrategie und in Verknüpfung mit dem WKOÖ-Standort-Masterplan arbeiten wir daher vorrangig an zwei zentralen Handlungsfeldern: Entlastung von Bürokratie und damit Reduktion von Kosten und Zeitaufwand sowie Bekämpfung des Arbeitskräftemangels.

 

Welche konkreten Projekte sind in diesen beiden Handlungsfeldern in Umsetzung?

Royda und Nell: Was das Thema Entlastung von Bürokratie betrifft, geht es uns insbesondere um Vereinfachungen im Betriebsanlagenrecht. Hier gibt es derzeit etwa Gespräche mit dem Land Oberösterreich, um Erleichterungen für Betriebe zu schaffen, bei Themen für die das Land zuständig ist. Und auch österreichweit bringen wir unsere Vorschläge über unsere Organisationseinheiten in der WKÖ ein, zum Beispiel wenn es um Verfahrens-Erleichterungen bei betrieblichen Ersatzinvestitionen oder Vereinfachungen von Prüfroutinen bei betrieblichen Prozessen geht.

Das zweite Handlungsfeld – die Bekämpfung des Arbeitskräftemangels – ist mindestens genauso wichtig. Die wesentlichste Grundlage, um den Tourismus in Oberösterreich auf dem gewohnt hohen Niveau zu halten, sind die Menschen. Das beste Wirtshaus, das schönste Hotel würde ohne Mitarbeiter:innen schlichtweg nicht funktionieren. Hier gibt es unterschiedliche Stellschrauben, an denen wir drehen.

So haben wir ein umfassendes Lehrlingspaket mit einer Fülle von Initiativen auf den Weg gebracht, mit dem Ziel, die Lehrlingszahlen deutlich zu erhöhen. Denn die Lehrlinge von heute sind die benötigten Fachkräfte von morgen. Erste Erfolge sind dabei schon ersichtlich: So konnte die Gesamtanzahl von Lehrlingen gegenüber dem Vergleichszeitraum 2024 um 2,3 Prozent gesteigert werden. Besonders erfreulich ist dabei, dass es bei der Anzahl der Lehrlinge im ersten Lehrjahr, also den Neueinsteigern, auch ein deutliches Plus von 3,4 Prozent gibt. Im Bereich der schulischen Ausbildung stehen wir in engem Austausch mit den Tourismusschulen, um über gemeinsame Projekte, wie „Schule macht Wirtshaus“ mehr Absolventen in der Branche zu halten.

Da wir aber wissen, dass wir trotz aller Maßnahmen zukünftig am heimischen Arbeitsmarkt nicht ausreichend Arbeitskräfte finden werden, sind interessenspolitische Maßnahmen zur Gewinnung von Arbeitskräften aus dem Ausland wesentlich. Unsere Forderung nach einer deutlichen Erhöhung des Saisonkontingents oder die Einführung eines eigenen Westbalkankontingents wird mit 2026 umgesetzt und erleichtert für Betriebe die Mitarbeitersuche im Ausland.

Foto Martin Eder: KommR Gerold Royda (links), Obmann der Fachgruppe Gastronomie in der WKO OÖ und LAbg. Michael Nell (rechts), Obmann der Fachgruppe Hotellerie in der WKO OÖ.

 

Wirtshauskultur, starke Familienbetriebe und hohe Angebotsqualität

Welche Themen sind vorwiegend für Gastronomie oder Hotellerie im Einzelnen relevant?

Royda: In der Gastronomie geht es stark um das Erhalten der typisch oberösterreichischen Wirtshauskultur, ganz im Sinne der Landeskulinarik-Strategie. Durch das gezielte Zusammenwirken zwischen Wirtekooperationen und der Fachgruppe Gastronomie bei strategisch relevanten Projekten wird die heimische Wirtshauskultur vor den Vorhang geholt und in ihrer Bedeutung positioniert.

Gerade unsere typische Wirtshauskultur ist nach wie vor von einem generationsübergreifenden Verständnis geprägt und viele Betriebe stehen in den nächsten Jahren vor einer Übergabe an die nächste Generation. Daher liegt mir als Wirtesprecher die Gestaltung eines optimalen Übernahme- beziehungsweise Übergabeprozesses besonders am Herzen. Ein wesentlicher Baustein ist hier die weitere Intensivierung der von der WKOÖ bereits angebotenen Beratungsprodukte, wie das geförderte Gründer-Coaching oder die geförderte Übergabe/Übernahme-Beratung, um sicher zu stellen, dass der Übergabeprozess reibungsfrei läuft und in- und ausländische Gäste auch zukünftig die typische Wirtshausküche Oberösterreichs genießen können.

Nell: In der Hotellerie liegt ein weiterer Schwerpunkt auf der Sicherung und dem Ausbau der Angebotsqualität, insbesondere durch die von der Fachgruppe durchgeführte regelmäßige Hotelklassifizierung. Rund 400 Hotelleriebetriebe in Oberösterreich werden regelmäßig im Hinblick auf das Einhalten der Klassifizierungskriterien überprüft und sichern so dem Gast einen klaren Qualitätsstandard. Und apropos Qualitätsstandard: Um zu gewährleisten, dass Gäste in Oberösterreich jederzeit auf diesen vertrauen können, ist uns auch der Kampf gegen jene Angebote wichtig, die in der Wohnraum-Kurzzeitvermietung ohne Gewerbeberechtigung über das erlaubte Ausmaß hinausgehen.

 

Welche Projekte sehen Sie in den kommenden Jahren, mit denen die WKO Oberösterreich und Oberösterreich Tourismus gemeinsam die Tourismus- und Freizeitwirtschaft weiter stärken und zukunftsfit machen können?

Royda und Nell: Bereits in den letzten Jahren konnte im Rahmen der bewährten Strategiepartnerschaft zwischen Land Oberösterreich, Oberösterreich Tourismus und WKOÖ eine Reihe von Projekten umgesetzt werden. Erst kürzlich wurde die aktuelle Landes-Tourismusstrategie ausgearbeitet und das Landes-Tourismusgesetz wurde evaluiert und novelliert.

Ein Ausfluss daraus ist beispielsweise der OÖ. Tourismustag, der in Kooperation zwischen den Strategiepartnern alle zwei Jahre umgesetzt wird und sich aktuellen touristischen Themenstellungen widmet. In diesem Rahmen wird auch der OÖ Tourismuspreis “NOTOS” nach einer gemeinsamen Juryentscheidung vergeben. Analog werden die Landessieger:innen des Österreichischen Innovationspreises Tourismus gemeinsam gekürt.

Daneben arbeiten wir als Branchenvertreter auch im Strategie-Board des Oberösterreich Tourismus mit und bringen gerne unsere Expertise ein, um gemeinsam Projekte zu entwickeln, die die Tourismuswirtschaft unterstützen.


Gerold Royda absolvierte die Gastgewerbefachschule in Bad Leonfelden. Sein Know-how und Praxiswissen erweiterte der gebürtige Linzer anschließend in unterschiedlichen Gastronomiebetrieben quer durch Österreich. Den Weg in die Selbständigkeit startete Royda 1994 mit der Übernahme des Gasthofs Linimayr von seinen Großeltern. Diesen erweiterte der 57-jährige 2011 durch das „airotel“ – einem 3-Sterne-Superior-Hotel in Hörsching. Seine Expertise bringt Royda bereits seit 17 Jahren auch in die Wirtschaftsvertretung ein, zuletzt als Obmann der oö. Hotellerie sowie seit 2024 als Spartenobmann der Tourismus- und Freizeitwirtschaft. Seit 2009 ist Royda zudem Bundesausbildungsexperte der Gastronomie und Hotellerie und setzt sich in dieser Funktion österreichweit intensiv für den touristischen Nachwuchs ein.

Michael Nell begann seine berufliche Laufbahn als Unternehmer im Jahr 2004, als er das elterliche Restaurant „Bärenstube“ in Linz übernahm – nur fünf Jahre nach seinem Abschluss an der Hotelfachschule in Bad Leonfelden. Seit 2016 leitet der 42-Jährige als Geschäftsführer die Hotel Schwarzer Bär GmbH, die nicht nur das gleichnamige 4-Sterne-Hotel in der Linzer Herrenstraße, sondern auch das „Bistro Lillet“ und das Steakhouse „ROOFTOP7“ umfasst. Zur Unternehmensgruppe zählen außerdem das Self-Check-In Hotel „ArtInn“, das umweltfreundliche Hotel „BEE GREEN“ und die beliebte Cocktailbar „Frau Dietrich“ in der Linzer Altstadt. Der gebürtige Linzer und Absolvent des Studiums „Tourismusmanagement“ (JKU Linz) ist seit 2016 Mitglied der Fachgruppe der oberösterreichischen Hotellerie und seit 2017 Linzer Bezirkswirtesprecher. Von 2020 bis 2024 war er als Fachgruppenobmann-Stellvertreter tätig. 2024 folgte er Gerold Royda als Hotellerie-Obmann und wurde in dieser Funktion nun wiedergewählt. In seiner Funktion setzt sich Nell insbesondere für eine branchenübergreifende Zusammenarbeit ein, mit dem Ziel, Oberösterreich als Tourismusregion noch attraktiver zu machen und dadurch einen Mehrwert für Gäste, Betriebe sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu schaffen.