Suche
Suchen
Schließen

Natur und Tourismus im Einklang

Landesweite Initiative „In unserer Natur“ gestartet. Schulterschluss für ein nachhaltiges Miteinander in Oberösterreichs Natur.

Die Initiative „In unserer Natur“ bringt unterschiedliche Interessen aller Naturnutzer/innen zusammen, um Lebensräume zu schützen und zu erhalten sowie ein Miteinander in der Natur zu erreichen. In einem landesweiten Bekenntnis haben sich 13 Organisationen (Amt der OÖ. Landesregierung, Landwirtschaftskammer Oberösterreich, OÖ Almenverein, Alpenverein Oberösterreich, Naturfreunde Oberösterreich, Österreichische Bundesforste, Nationalpark OÖ. Kalkalpen, OÖ Landesjagdverband, Wildbach- und Lawinenverbauung, OÖ Berg- und Skiführerverband, OÖ Seilbahnholding GmbH, OÖ Landesforstdienst und die Oberösterreich Tourismus GmbH) zur verbindlichen Zusammenarbeit für eine konfliktfreie Nutzung von Oberösterreichs Natur verschrieben.

 

Alle Interessengruppen gemeinsam an einem Tisch

Schon bisher arbeiteten Initiativen auf regionaler Ebene daran, diese unterschiedlichen Interessen auszugleichen und Konzepte für eine konsensuale und konfliktfreie Nutzung der Natur zu entwickeln. Diese Bemühungen wurden im Auftrag des Landes Oberösterreich an den Oberösterreich Tourismus übergeben und in einem landesweiten Prozess zusammengeführt. Insgesamt 13 Organisationen und Institutionen tragen mit ihrer Bereitschaft zu Dialog und Zusammenarbeit zu dieser Initiative bei. „Die Initiative „In unserer Natur“ ist das Ergebnis eines landesweiten Schulterschlusses. Ziel dieses Prozesses ist es, durch Einbindung aller Nutzergruppen einen allseitigen Interessenausgleich zu erreichen und landesweit gültige Konzepte und Standards für Natursportarten und Erholung zu etablieren. Dazu gehören sowohl die Lenkung und Entzerrung von Besucherströmen als auch die nachhaltige Weiterentwicklung der Naturraum-Angebote in ganz Oberösterreich. Daraus entstehen Modelle für die Umsetzung von Projekten auf regionaler Ebene“, unterstreicht Manfred Haimbuchner, Landeshauptmann-Stellvertreter und Landesrat für Naturschutz. Eine gemeinsame Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit dienen schließlich der Bewusstseinsbildung und Aufklärung.

 

Umfassender Schulterschluss für nachhaltige Nutzung der Natur

Oberösterreichs vielfältige und intakte Natur- und Kulturlandschaften sind eine wesentliche Lebensgrundlage für die Tourismus- und Freizeitwirtschaft. „40 Prozent unserer Urlaubsgäste entscheiden sich aufgrund der Berge für einen Urlaub in Oberösterreich, 35 Prozent besuchen die Seen und Flüsse und 32 Prozent geben Landschaften und Natur als Motive für die Urlaubsentscheidung an“, fasst Wirtschafts- und Tourismus-Landesrat Markus Achleitner die Ergebnisse der Gästebefragung „Tourismus Monitor Austria 2022“ zusammen. Die Nutzung der Natur für Freizeitaktivitäten muss dabei in einem harmonischen Miteinander mit Grundstückbesitzer/innen, Anrainer/innen, der Forstwirtschaft, der Jägerschaft sowie Alpin- und Naturschutzvereinen erfolgen. Denn nur wenn alle Interessen gewahrt werden, erfahren alle Stakeholder die Schönheiten unserer Natur und diese bleibt frei zugänglich. Landesrat Achleitner ergänzt: „Der Schutz der Natur und der schonende Umgang mit wertvollen Ressourcen ist im ureigensten Interesse des Tourismus. Mit der Initiative ‚In unserer Natur‘ ist ein Forum entstanden, auf dem alle wesentlichen Stakeholder ihre Interessen und Sichtweisen einbringen und an konkreten Maßnahmen und Umsetzungen mitwirken können.“

Für die Steuerung des Arbeitsprozesses wurde eine landesweite Arbeitsgruppe eingerichtet, mit deren Koordination die Oberösterreich Tourismus GmbH beauftragt wurde. Das Projekt bringt verschiedene Naturnutzer/innen zusammen, um einen Interessensausgleich zu erreichen. Als Bekenntnis zur Zusammenarbeit und zu den Zielen der Initiative wurde das gemeinsame Manifest „In unserer Natur“ ausgearbeitet. In sieben Punkten wurde ein Konsens zwischen freiem Zugang zur Natur zu Erholungs- und Freizeitzwecken auf der einen Seite und dem Naturschutz und wirtschaftlichen Nutzungsinteressen auf der anderen Seite definiert.

 

Fünf Handlungsfelder wurden definiert

Um die Zielvorgaben aus dem Manifest umzusetzen, wurden in der landesweiten Arbeitsgruppe fünf Handlungsfelder definiert, die als Rahmen für die weitere Zusammenarbeit dienen. Zu den Handlungsfeldern wurden Projektgruppen eingesetzt, um weitergehende Ziele und Lösungsansätze zu definieren und konkrete Umsetzungsmaßnahmen in die Wege zu leiten:

  • Steigerung der Wertschätzung für die Landwirtschaft mit ihren Produkten und Dienstleistungen
  • Das Digitale Wegemanagement ist ein Projekt entstanden aus der Initiative. Als Basis dient die zentrale Freizeitwege-Datenbank TOURDATA, die alle Wege und Straßen katalogisiert. Sind gesicherte Wege und Straßen gesperrt oder ausgelastet, erhalten TOURDATA-Partner/innen wie die Tourismusverbände, die Österreich Werbung, Automobilclubs oder Wander-Apps tagesaktuell Informationen dazu. Wildruhe- und Naturschutzzonen werden von regionalen Vereinen und Institutionen nach und nach implementiert.
  • Kommunikation und Bewusstseinsbildung mit Fair Play Regeln bei der Freizeit-Nutzung der Natur, Aufklärung über die Natur im Spannungsfeld ihrer Funktionen als Lebens- und Erholungsraum aber auch als Lebensgrundlage
  • Maßnahmen zur Besucher/innenlenkung und Parkraumbewirtschaftung unter enger Einbindung der Grundeigentümer/innen und Anrainer/innen. Denn vor allem in sehr frequentierten Regionen braucht es hier einen Konsens. Digitale Lösungen werden für die Entzerrung von Besucher/innenströmen und Anreizsystemen für Konsumation vor Ort über Ticketing-Systeme implementiert. In der Region Pyhrn-Priel in den Gemeinden Spital am Pyhrn und Rosenau am Hengstpass, wurde ein Pilotprojekt „Parkraumbewirtschaftung“ umgesetzt, das für andere Regionen Oberösterreichs als Vorbild dienen soll.
  • Implementierung von Leitlinien zur nachhaltigen touristischen Produktentwicklung, die Ressourcen schont und gleichzeitig die lokale Wertschöpfung stärkt.

Mehr Wertschätzung für die Arbeit der Landwirtschaft

Die Oberösterreicher/innen haben ein positives Bild von der heimischen Landwirtschaft. Ob ihrer Leistung für Mensch, Natur und Umwelt genießen Oberösterreichs Bäuerinnen und Bauern ein hohes Ansehen. Gerade auch für den Tourismus ist die wertvolle Arbeit der Familienbetriebe in den Bereichen der Lebensmittelproduktion und in der Pflege der Kulturlandschaft ein wichtiger Grundpfeiler. „Unsere Bäuerinnen und Bauern sorgen beständig und mit großer Leidenschaft dafür, dass sich unsere Almen, Wiesen und Wälder zu einem wunderbaren und vielfältigen Landschaftsbild zusammenfügen. Damit tragen sie wesentlich zur Attraktivität unseres Bundeslandes bei. Unsere malerische Kulturlandschaft wissen nicht nur Einheimische, sondern auch Urlaubsgäste aus nah und fern, als intakten Erholungsraum zu schätzen. Es liegt daher in unser aller Interesse, in unserer gemeinsamen Verantwortung und vor allem liegt es ‚in unserer Natur‘ dieser Kulturlandschaft und ihren Architekt/innen, den Bäuerinnen und Bauern, mit dem nötigen Respekt und voller Sorgfalt zu begegnen“, sagt Agrar- und Ernährungs-Landesrätin Michaela Langer-Weninger.

Die Steigerung der Wertschätzung für die Landwirtschaft ist eines der zentralen Handlungsfelder des gemeinsamen Projekts. „Diese Wertschätzung zu erhöhen bedeutet, den Beitrag der Bäuerinnen und Bauern zum Urlaubs- und Freizeiterlebnis in der Natur sichtbarer zu machen, durch Kommunikationsmaßnahmen vor allem aber durch eine verstärkte Nutzung regional erzeugter landwirtschaftlicher Produkte zum Beispiel auf Hütten oder in Bergrestaurants und -hotels“, so Agrar- und Ernährungs-Landesrätin Michaela Langer-Weninger, die vom Erfolg der Initiative überzeugt ist. Regional erzeugte, hochwertige Qualitätsprodukte tragen wesentlich zum kulinarischen Erleben der Gäste bei, steigern das Bewusstsein für den Beitrag der Landwirtschaft zur Lebensqualität in unserem Bundesland und fördern zusätzlich die Wertschöpfung in den Betrieben. Dies ist auch Thema einer eignen Arbeitsgruppe und als Handlungsfeld innerhalb des Projekts definiert worden.

 

Dialog sichert touristische Weiterentwicklung und unterstützt Sensibilisierung

Das landesweite Projekt und das daraus entstandene Manifest „In unserer Natur“ schreiben die Notwendigkeit von Regeln und Lenkungsmaßnahmen für einen nachhaltigen Umgang in und mit der Natur fest. „Der gesellschaftliche Konsens, mit der Natur respektvoll umzugehen, ist nicht neu. Wir kennen alle die geltenden Regeln, etwa beim Wandern, Mountainbiken oder im Winter beim Schneeschuhwandern und Tourengehen, die Wege und Routen nicht zu verlassen, keinen Mist wegzuschmeißen oder die Pflanzen nicht zu beschädigen. Geordnet statt querfeldein. Die Herausforderung in der inhaltlichen Kommunikation besteht nun darin, dieses Bewusstsein wieder aufzufrischen. Dabei soll auch eine möglichst breite Bevölkerungsgruppe erreicht werden“, skizziert Mag. Andreas Winkelhofer, Geschäftsführer des Oberösterreich Tourismus.

Erste Sichtbarkeit gewinnt die gemeinsame Botschaft der Initiative auf der Website in-unserer-natur.at. Ein Set von Empfehlungen - wie langfristige und verbindliche Fair Play Botschaften beim Ausüben von Natursportarten oder Infos zum richtigen Umgang mit Weidevieh auf den Almen - richten sich direkt an die Naturgenießer/innen. Konzepte für die einheitliche Beschilderung von Wegen und Touren sowie zur Besucherlenkung und Parkraumbewirtschaftung stellen landesweite Richtlinien für die Umsetzung von Projekten auf regionaler und lokaler Ebene zur Verfügung. „Im Rahmen des eben gestarteten Entwicklungsprozesses zur neuen Landes-Tourismusstrategie 2028 werden wir die Erlebbarkeit der oberösterreichischen Natur- und Kulturlandschaften, als zentrales Urlaubsmotiv, behutsam und nachhaltig weiterentwickeln. Die Initiative „In unserer Natur“ bildet dazu die Plattform und stellt auch in der Zukunft eine konstruktive Zusammenarbeit und touristische Entwicklung sicher“, gibt Winkelhofer einen Ausblick.

 

Nachhaltige Produktentwicklung

Großes Potenzial für eine Entflechtung von Besucherströmen und damit eine Entlastung attraktiver Naturräume versprechen nachhaltige Ansätze in der Entwicklung neuer touristischer Produkte. Dies sind klimaneutrale Mobilitäts-Angebote, die die Natur entlasten, die lokale Wertschöpfung stärken und lange Transportwege vermindern. Diese und andere Grundsätze fließen in einen Leitfaden zur innovativen und nahhaltigen Produktentwicklung ein, der Betrieben und Destinationen zur Verfügung stehen wird. Aber es sind auch Pilotprojekte für ein harmonisches Miteinander, die schon vor der Initiative tatkräftig in die Umsetzung gegangen sind. So wurde in der Region Dachstein Salzkammergut schon vor dem letzten Winter ein mit allen regionalen Naturraumpartner/innen abgestimmtes Skitouren-Beschilderungskonzept erarbeitet und umgesetzt. Die Notwendigkeit der Skitourenlenkung besteht auch in der Region Pyhrn-Priel. Deswegen haben beide Regionen ihre Konzepte gemeinsam abgestimmt und zu einem oberösterreichweiten Standard weiterentwickelt.

 

Pilotprojekt erfolgreich gestartet

Auf Initiative des Tourismusverbands Pyhrn-Priel wurde ein innovatives, neues Lenkungskonzept ins Leben gerufen. „Das Ziel des Projekts ist es, alle Raumnutzer/innen an einen Tisch zu bringen und gemeinsam in einem einvernehmlichen Konsens und auf Augenhöhe nachhaltige Lösungen zu erarbeiten, die unseren Naturraum und unsere Wildtiere bestmöglich schützen und gleichzeitig eine verträgliche Nutzung zu Freizeit- und Erholungszwecken ermöglichen“, so Marie-Louise Schnurpfeil, Geschäftsführerin des Tourismusverbands Pyhrn-Priel. Einen wichtigen Schwerpunkt in diesem Konzept bildet vor allem das effektive Parkraummanagement mit der Möglichkeit für einen online Ticketkauf in den einzelnen Gemeinden. Ein weiterer Meilenstein in der Zukunft sind Maßnahmen in der Region für ein digitales Wegemanagement. „Spätestens seit der Pandemie suchen immer mehr Menschen zumeist spontan geplante Auszeiten in unseren heimischen Bergen. So sehr uns das freut, so sehr bedeutet es aber auch eine Herausforderung. Denn bei der Anreise setzen sie überwiegend auf den eigenen PKW. In Folge kam es in der Urlaubsregion Pyhrn-Priel immer wieder zu überfüllten Parkplätzen und verkehrswidrig abgestellten Fahrzeugen. Leider konnten dadurch auch Einsatz- und Räumfahrzeuge nur eingeschränkt oder gar nicht passieren. Außerdem kam es vermehrt zu Ansammlungen von Müll und andere Hinterlassenschaften an den Ausgangspunkten. Genau hier greift das neue Parkraummanagement, das zusätzlich auch Anreize für alternative Mobilitätsangebote schafft. Für die Wintersaison steht in der Region das Winter-Wander-Taxi zu Verfügung“, so Schnurpfeil weiter.

Die notwendigen finanziellen Mittel sollen aus einer beinahe flächendeckenden und einheitlichen Parkraumbewirtschaftung in der Region generiert werden. Anteile der Einnahmen sind dafür vorgesehen, die Grundbesitzer/innen der Parkflächen zu entschädigen. Vorderstoder und Hinterstoder behalten die etablierten Parkraumsysteme bei.

 

Alle Informationen finden Sie auf der Website "In unserer Natur".

Ansprechpartnerin

Johanna Grabmer, MA
Oberösterreich Tourismus GmbH
Telefon +43 732 7277-162
E-Mail johanna.grabmer@oberoesterreich.at