Podiumsdiskussion "Sommerfrische einst und heute - Rummel oder Seelenfrieden?"
Wie ist die Sommerfrische entstanden und was bedeutet dieser Begriff überhaupt? Das diskutierten hochkarätige Podiumsgäste mit der Moderation Dr. Alexandra Föderl-Schmid, Stv. Chefredakteurin der Süddeutschen Zeitung. Den geschichtlichen Hintergrund zur Sommerfrische, erläuterte die Salzkammergut-Expertin und Buchautorin Frau Dr. Marie Theres Arnborn: „Schon in der Biedermeierzeit flüchteten wohlhabende Familien vor der Hitze aus den Großstädten an die frische Luft.“ so Arnborn und betont: „Das Frische in der Sommerfrische steht für die frische Luft - denn darum ging es.“ Von Wien aus, in die Vororte rund um die Großstadt, eroberte die Sommerfrische zuerst den Semmering und in weiterer Folge dann auch das Salzkammergut. Vor allem nach Bad Ischl, dem bevorzugten Urlaubsort von Kaiser Franz Josef, zog es die Sommerfrische Gäste. „Aber nicht alle wollten so nahe bei Hofe sein. Viele kamen an den nahegelegenen Attersee.“ Weiß Arnborn und ergänzt: „Relativ rasch ist dann der Alpinismus entstanden. Das Baden im See kam erst viel später, da viele Menschen nicht Schwimmen konnten.“
Reisen an sich ist ein Menschenrecht und jeder hat das Recht Tourismusorte zu besuchen, betonte der Grand Seigneuer der Hoteliers Mag. Helmut Peter vom Hotel Weißen Rössel am Wolfgangsee. Er sieht die Herausforderung im Tourismus der Zukunft, klar im Lenken der Besucher und lobt das neue Konzept Hallstatt: „Die Gleichzeitigkeit des Reisens muss kanalisiert werden. Beispiel Hallstatt. Sie machen ist es richtig, hier werden die Gäste seit 2020 gezielt gelenkt, indem sie ihren Bus voranmelden müssen.“ Auch die Wichtigkeit das Thema Sommerfrische breit zu „leben“ und dabei auch Einheimische zu involvieren, ist dem erfahrenen Hotelier wichtig.
Dem schließt sich Mag. Andreas Winkelhofer, Geschäftsführer Oberösterreich Tourismus, an und unterstreicht das Potenzial der Sommerfrische als ganzjähriges Konzept für den Lebensraum am Attersee und für das gesamte Salzkammergut. „Eine zeitgemäße Neuaufladung der ursprünglichen Idee der Sommerfrische bietet enorme Chancen für die Zukunft des Salzkammerguts. Gerade dann, wenn man an aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen wie neue Arbeitsmodelle und temporäres Arbeiten fernab des eigentlichen Arbeitsplatzes denkt. Die Region Attersee-Attergau hat hier nicht nur aufgrund des herausragenden Naturraumes, sondern auch aufgrund der Kulturkompetenz (auch im Hinblick auf die Kulturhauptstadt 2024) eine ausgezeichnete Basis. Es geht nicht darum Massen ohne Grenzen anzuziehen, es geht klar um Gästelenkung und Kanalisierungen besonders im Hinblick auf die internationalen Gäste.“
Karikaturist Gerhard Haderer zeigt sich regelrecht verliebt in den Begriff Sommerfische. Viele Menschen verknüpfen mit diesem Begriff schöne Kindheitserinnerungen. Er findet es jedoch auch schade, dass viele mit diesem Begriff die Klischees des Sommers verbinden. Er würde sich für die Zukunft eine Konzentration auf Herbst und Frühling wünschen. Angelina Eggl, Geschäftsführerin des Tourismusverbandes Attersee-Attergau bekräftigt die Aussagen: „Wir bewerben den Sommer bewusst nicht, Werbung wird vor allem für die Saisonverlängerung im Frühjahr und Herbst gemacht.“ Auch zu diesen Jahreszeiten hat die Region Attersee-Attergau vielen zu bieten.
Für die Zukunft blicken alle Podiumsgäste klar in eine Richtung. Die Sommerfrische soll mit neuen Werten wieder aufgeladen werden. Weg vom leeren Slogan hin zu einer Philosophie, wo es auch einmal regnen darf. Der Begriff Sommerfrische als Synonym für einem Lebensraum der Begegnungen, welcher nicht nur von Juli bis August anhält sondern auch im Frühling und im Herbst weitergeführt wird.