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Das Metaverse: dystopische Zukunft oder virtuelles Paradies?

Seit Mark Zuckerberg bekannt gab, dass der Facebook-Konzern in "Meta" umbenannt wird, ist das Metaverse in aller Munde. Doch was steckt dahinter und welche Chancen und Risiken bringt die digitale und interaktive Umgebung mit sich?

Heinz Gressenbauer leitet die Bereiche Digitalisierung, Datenmanagement und Online-Marketing bei der Oberösterreich Tourismus GmbH.
 

Wie würden Sie einem Laien das Metaverse erklären?

Das Metaverse ist die Verbindung zwischen physischer und virtueller Realität. Wir befinden uns an der Schwelle zum Web 3.0. In diesem werden die reale und die virtuelle Welt nahtlos miteinander verschmelzen.
 

Können Sie uns ein Beispiel dafür nennen?

Ein gutes Beispiel sind Videokonferenzen, die sich ja seit Corona auch in Österreich durchgesetzt haben. Dabei sitzt man aktuell vor dem Laptop und sieht seine Gesprächspartner:innen auf dem Bildschirm. In Zukunft wird es möglich sein, dass real Anwesende und Personen, die virtuell - über eine Projektion oder Datenbrille - sichtbar sind, teilnehmen und die Wahrnehmung eines "echten" Meetings immer realer wird. Es gibt im Film "Kingsman" aus 2014 eine Szene, in der man die Vision eines solchen Meetings sieht. Ein Teil der Menschen ist körperlich anwesend, ein Teil mit Datenbrille sichtbar.

 

Vieles klingt nach Zukunftsmusik - inwieweit existiert das Metaverse schon?

In einigen Teilen existiert es bereits, wobei es sich eher um erste Versuche handelt. Der Gartner Hype Cycle, der technologische Trends prognostiziert, sagt voraus, dass das Metaverse in ungefähr zehn Jahren Realität sein wird. Es gibt bereits Vorboten wie NFTs, virtuelle Welten (wie z.B.: Decentraland), Augmented-Reality-Anwendungen und Spiele, Blockchain-Produkte oder Virtual Reality. All das ist aber noch in der Entwicklungsphase. Man sieht erste Ansätze und Visionen davon, was sein könnte. Ich verwende bewusst den Konjunktiv, denn welche Dinge sich tatsächlich durchsetzen werden, weiß niemand.

 

Was glauben Sie, wie die Entwicklung in den nächsten Jahren aussehen wird?

Ich denke, dass wir immer mehr Technologien, Wissen und Informationen in unsere reale Welt einspeisen werden, beispielsweise über Datenbrillen oder andere Technologien. Zum Beispiel werden wir beim Spazierengehen mit einer Person telefonieren, die wir in 3D neben uns sehen. Wir werden unsere Handys dazu nicht mehr brauchen, sondern andere Endgeräte nutzen.

 

Wird die virtuelle Welt die reale ablösen?

Nein, ich glaube, dass beide Welten immer stärker miteinander verschmelzen werden. Mixed Reality wird zum großen Thema, an den Schulen, den Universitäten, aber auch im Arbeitsleben. Man holt sich quasi Informationen aus der virtuellen Welt in die reale Welt hinein und erhält dadurch einen riesigen Mehrwert, da es viel mehr Möglichkeiten bietet als Lernen aus Büchern oder am PC.

 

Welche Risiken und Chancen bringt das Metaverse mit sich?

Gewisse Entwicklungen sehe ich kritisch. Zum Beispiel wurden Kryptowährungen massiv gehypt. Jetzt gibt es Konkurse und Klagen, weil die Systeme noch nicht so stabil sind, wie sie sein sollten, damit Otto Normalverbraucher sie anwenden kann. Ebenso kritisch kann man den Energieverbrauch von Blockchain-Produkten sehen: Wenn Serverfarmen so viel Strom verbrauchen wie Kleinstädte, haben wir ein Problem. Es müssen Lösungen her, die die Anwendungen für die breite Masse benutzbar und für den Planeten vertretbar machen.
Grundsätzlich verhält es sich beim Metaverse wie bei jeder Veränderung: Anfangs ist immer Skepsis da. Und es gehört noch ganz viel geregelt und entwickelt, aber letztendlich hat das Metaverse auch Potenzial, uns zu bereichern. Große Vorteile sehe ich zum Beispiel in der Bildung, der Wissenschft und im Arbeitsleben. Außerdem wird es viele Möglichkeiten für uns geben, uns auf neue Arten zu verständigen und miteinander zu kommunizieren.

 

Interview aus VERN@ZT, ein Produkt der Oberösterreichischen Nachrichten, Ausgabe //03